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12.5.2022

14. PARLAMENTARISCHER ABEND IN BERLIN

Eindrucksvoll meldete sich der Parlamentarische Abend unseres Verbandes nach zweijähriger Coronapause im Po­litischen Berlin zurück. BDV-Vorsitzender Dr. Helge Lach begrüßte hocherfreut die Spitzenvertreter aus Politik und Wirtschaft in der Parlamentarischen Gesellschaft im Zentrum der Hauptstadt: „Es ist eine große Freude Sie alle zu sehen. Genießen Sie den Abend, führen Sie spannende Gespräche. Unser Treffen ist eine erstklassige Gelegenheit, dass die Politik mit unseren Vermögensberatern ins Gespräch kommt.“ Herzliche Grüße übermittelte Dr. Lach vom BDV- Ehrenvorsit­zenden Friedrich Bohl.

Rasant nahm der Abend thematisch an Fahrt auf durch das Eingangsreferat von Prof. Dr. Jochen Ruß. Der Geschäftsführer des Instituts für Finanz- und Aktuarwissenschaften (ifa) setzte einen Impulsvortrag zu seiner Studie „Thesen zur Zukunft der Altersvorsorge in Deutschland“. Frisch und engagiert stellte der renommierte Experte vier Thesen auf:

– Die Herausforderungen der gesetzlichen Rente sind so groß, dass wir an vielen Stellschrauben drehen müssen. Der Koalitionsvertrag der Regierung aus SPD, Grünen und FDP berücksichtige jedoch zu wenige. Denn: Wer nur an einer Stellschraube dreht, steuert auf ein Renteneintrittsalter von 77 Jahren und einen Beitragssatz von fast 30 Prozent zu.
– Eine Kapitaldeckung sei sinnvoll, benötige aber Zeit, um sich zu entfalten. Deutschland hat zu viel Umlage, zu wenig Kapitaldeckung.
– Es sei wichtig, existierende System wie die Riester-Rente zu stützen und zu stärken statt neue Produkte einzuführen. Relativ einfache Eingriffe, so Prof. Dr. Ruß, könnten die Riester­rente zukunftsfähig gestalten. Die Anforderung einer Garantie von 100 Prozent der eingezahlten Beträge muss reduziert werden. Das Zulagenverfahren muss vereinfacht werden, sollte aber in seiner Grundsystematik bestehen bleiben.
– Die Rentenbezugsphase muss neu gedacht werden.

Diese klaren Eingangsstatements verfehlten ihre Wirkung nicht. BDV-Vorsitzender Dr. Lach moderierte anschließend ei­nen lebhaften Polittalk zwischen zwei exzellenten Fachleuten mit unterschiedlichen politischen Positionen.

Auf der einen Seite Markus Kurth, rentenpolitischer Sprecher von Bündnis 90/Die Grünen und ihm gegenüber Dr. Carsten Brodesser, Diplom-Volkswirt und Finanzexperte der CDU/ CSU-Fraktion. Munter flogen die Argumente hin und her. Kurth verwahrte sich für die Regierungskoalitionen gegen den Vorwurf, zu viele Tabus im Rentensystem aufrechtzuerhalten: „Wir haben an vielen Stellschrauben gedreht. Unter anderem mit der neuen Aktienrente. Jetzt ist noch wichtig, das Erwerbspersonenpotenzial auszuschöpfen.“ Carsten Brodesser sieht die gesetzliche Rente nach wie vor auf wackligen Füßen: „Wir geben seit Jahren mehr Geld aus als wir hier einnehmen.“ Einen Bogen schlug der CDU-Finanzexperte zur Riester-Rente, nachdem Dr. Lach dieses Stichwort in die Diskussion einge­bracht hatte. Brodesser räumte ein, dass eine Reform auch in der Großen Koalition gescheitert sei und verwies darauf, dass sich auch Anbieter verabschiedet hätten.

Dr. Lach warb noch einmal ausdrücklich für die Riester-Rente und eine Reform. „Das Riester-Sparen ist ein Erfolgsmodell.“ Insgesamt seien durch Vermögensberaterinnen und Vermögensberater des BDV mehr als 1,3 Millionen Verträge vermittelt wurden. Tim Wolff, stellvertretender Vorsitzender des BDV, unterstützte die These leidenschaftlich aus dem Publikum. Er erlebe tagtäglich im Umgang mit Kunden, wie interessant Riester-Sparen sei, aber doch das Vertrauen in das Produkt sinke. Es mache aber viel mehr Sinn, ein bestehendes Produkt wie Riester zu fördern und zu reformieren („Das nenne ich nachhaltig“), als neue Produkte auf den Markt zu geben. Das sieht im Übrigen auch die Wissenschaft so. Renten- und Versicherungsexperte Ruß ergänzte: „Um Kündigungen von Riesterverträgen zu vermeiden, die andernfalls einen signifi­kanten Beitrag zur Altersvorsorge leisten würden, muss den Menschen das Vertrauen in diese Altersvorsorge zurückgege­ben werden.“

Die Stichworte, die Thesen und die politischen Überlegungen boten nun viel Stoff für die informellen Gespräche. Und die Gäste nutzten das reichlich. Dr. Lach und die vollzählig an­wesenden stellvertretenden BDV-Vorsitzenden standen in intensivem Austausch mit neuen Mitgliedern des Parlamen­tarischen Beirats des BDV, wie etwa der SPD-Rentenexpertin Dr. Tanja Machalet sowie der finanzpolitischen Sprecherin der CDU/CSU-Bundestagsfraktion Antje Tillmann und ihrem Pen­dant bei der SPD-Bundestagsfraktion Michael Schrodi.

Unter anderem Pascal Kober, der sozialpolitische Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, Tilmann Kuban (CDU), Max Strau­binger (CSU), Anja Schulz (FDP) und Stefan Schmidt von den Grünen vervollständigten neben vielen mehr das überpartei­liche Treffen.

Thorsten Rolf, stellvertretender Vorsitzender des BDV, sprach anschließend aus, was wohl als Resümee perfekt passt: „Das war ein wirklich spannender Abend mit hochkarätiger Besetzung.“